CANENYA – ein Wort, zusammengesetzt aus zwei Namen, die mir die ganze Welt bedeuten. Es sind die Namen meiner Kinder Can (11) & Enya (6), die den Lauf dieser Geschichte maßgeblich beeinflusst und mich beflügelt haben, nach den Sternen zu greifen.
Aber lassen sie mich von vorne beginnen. Nämlich dort, wo alles begann – im beschaulichen Frankfurt(Oder), welches damals noch zum ehemaligen Osten gehörte. Ein schönes Stückchen Erde, wo Mädchen, ganz im Sinne des sozialistischen Frauenbildes, ermutigt wurden, von klein auf ihre Hände zu benutzen. Was manch einer von uns sicherlich ganz bitter aufstieß, mich jedoch geradezu euphorisch stimmte, da mir Handarbeiten eine große Freude bereiteten und ich obendrein mit der nötigen Fingerfertigkeit gesegnet war. So stickte, strickte und nähte ich wie eine Weltmeisterin, nichtsahnend dass ich erst als “Große“, den ganz großen Sieg davontragen würde.
Ein Dutzend Pullover und Schals sowie pubertierender Eskapaden später, übergab man mir mit 17 die Verantwortung für einen Kiosk. Und während meine Freunde in der Sonne dösend im Strandbad abhingen, managte ich alles im Alleingang – vom Wareneinkauf über den Verkauf bis zur Bespaßung der Kunden. Spätestens da war ganz klar - hier war eine Macherin am Werk, die nicht lange fackelte sondern anpackte und dabei auch noch Tacheles redete. Selbst ich, hatte sowas wie eine Erleuchtung, die sich tief in meine mentale Festplatte brannte: Irgendwann mein eigener Herr zu sein! Dementsprechend war die Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel vorprogrammiert und alsbald öffnete sich mir eine Welt, die mich schier begeisterte. Schließlich glich sie einem Schlaraffenland ungeahnter Möglichkeiten, wo ich mich kreativ voll austoben konnte - legen, stellen, hängen, hantieren, dekorieren, mit Farben spielen und meine Liebe zum Detail zelebrieren. Ich war, zumindest jobtechnisch, im 7ten Himmel und Zeit, über andere Dinge nachzudenken, hatte ich sowieso nicht.
Bis ich ganz unerwartet die Liebe meines Lebens traf und vier Jahre später, unser erstes gemeinsames Kind erwartete. Als Can auf die Welt kam, stand diese mal kurz Kopf, aber schon kurz nach der Geburt, jonglierte ich munter weiter zwischen Familie und Vollzeit-Job. Erst als sich drei Jahre später erneut Nachwuchs im Hause Topal ankündigte, beschloss ich kürzer zu treten und mich nicht nur voll und ganz dem kleinen Fleck auf dem Ultraschall zu widmen, sondern förmlich mit ihm “mitzuwachsen“. In diese Seligkeit und Stille, schlichen sich jedoch schon alsbald immer wiederkehrende Gedanken ein: Da war doch noch was? Wolltest du nicht? Und wenn nicht jetzt, wann dann? Begleitet von Wegweisern, die mich, rückblickend gesehen, stoisch in Richtung Selbstverwirklichung schoben. Eines Tages katapultierte mich ein besonders großer Schubs, geradewegs in einen Näh-Workshop und mit dem ersten Rattern der Nähmaschine, flammte die sozialistische Kinderstube wieder auf und meiner ersten Schöpfung, einer Windeltasche für den Eigengebrauch, folgten alsbald bunte Sitzkissen und diverse Kuscheltiere für meine Freundinnen, die allesamt dermaßen in Verzückung gerieten, dass ich schon bald erschöpft Stooop schrie. Schließlich war da noch ein Babyzimmer, welches eingerichtet sowie eine Familie, die bemuttert werden wollte, von der ständig lauernden Schwangerschafts-Müdigkeit ganz zu schweigen. Stille und Beschaulichkeit – fortan adé! Wenn ich nicht mutterte oder nähte, war ich im Kinderzimmer am Werkeln, was mir jedoch so dermaßen viel Spaß machte, dass sogar die Müdigkeit einknickte und kapitulierte. Nach monatelangem Einsatz, konnte sich das Ergebnis tatsächlich sehen lassen und wurde so frenetisch von meinem Anhang gefeiert, dass die Bilder in meinem Kopf zu einer Vision wurden und ich eine leise Ahnung bekam, wohin der Weg gehen könnte. Als Enya dann endlich ihre Residenz bezog und mit ihr etwas Ruhe einkehrte, fügten sich die Puzzlesteile wie von selbst ineinander und ich erkannte plötzlich, dass ich mit all meinen Talenten und Fertigkeiten alles mitbekommen hatte, was es brauchte, um fortan mein eigener Herr zu sein – als Gestalterin für Kinderzimmer.
Das liegt jetzt nun schon vier Jahre zurück und in der Zwischenzeit, habe ich diverse Gemächer für die Kleinen geplant und eingerichtet, wobei ich mich stetig von neuen Farben, Designs sowie Trends inspirieren lassen habe. Dabei lag mein Fokus immer darauf, nicht nur die Eltern sondern auch die Kinder selbst in meine Arbeit mit einzubeziehen, sowie ihnen eine “Höhle“ zu bauen, in die sie sich zurückziehen können. Mittlerweile kann sich auch mein Portfolio sehen lassen, doch die Geschichte ist damit noch lange nicht zu Ende, sondern fängt jetzt erst so richtig an. Anfang September eröffne ich meinen Show-Room in Hamburg, lanciere gerade mit einer Freundin eine Bekleidungs-Kollektion für Kinder und Frauen und habe diverse andere Pläne.
Oder wie Bob Dylan einst ganz weise erkannte – ein Mensch ist dann erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt. Zugegebenermaßen, zwar nicht ganz im Sinne des sozialistischen Frauenbildes, aber dafür ganz und gar im meinem.